Ruhe, innere Einkehr, Verbindung mit der Höchsten Kraft des Universums gilt in der chinesischen wie auch der japanischen Kultur als Ziel, dem jeder Mensch aktiv entgegen streben sollte. Um den für jedes Individuum besten Weg zu diesem Ziel gehen zu können, entwickelten sich im Verlauf von Jahrhunderten verschiedene Methoden und Techniken.

Einer der Weg, der die Kreativität und damit den inneren Schöpfer des Menschen ins Bewusstsein des Individuums bringen kann, ist die Beschäftigung mit der Tuschemalerei. Sowohl in China als auch in Japan ist der Bambus das Motiv für die Übungen des Strebenden. Der hohe Symbolgehalt des Bambus in allen asiatischen Kulturen findet hier vielfältigen Ausdruck.

Für jeden Schüler der Tuschemalerei ist das Motiv des Bambus immer wieder Ausgangspunkt durch die Betrachtung der Farben, Blattformen und Einpassung der Pflanze in die Landschaft oder auch städtische Umgebung, zur Vielfältigkeit der eigenen innewohnenden Natur zu finden und daraus Kraft, Ausdauer und Frieden zu finden.

Die Tuschemalerei in Japan bevorzugt die Verwendung von schwarzer Tusche. Durch die unterschiedlichen Feuchtigkeitsgrade des Pinsels, mit dem das Motiv auf Reispapier oder Seide aufgebracht wird, erreicht der Künstler die unterschiedlichen Schattierungen, die sich im Lichtspiel auf einzelne Bambusblätter oder auch in einem ganzen Bambuswald zeigen. In China werden aber auch farbige Tuschen verwendet, ähnlich wie in unserer Aquarellmalerei.

Es gibt wohl keine Ausstellung im ostasiatischen Raum, bei der nicht eine Vielzahl von Tuschemalereien die Schönheit und Vielfalt des Bambus zeigen. Für Europäer ist es kaum nachzuvollziehen, mit welcher Intensität immer und immer wieder der Bambus in allen Details geworden ist. Noch heute werden die alten Meister gelobt und diskutiert, die in unendlicher Geduld und durch jahrelange Praxis oft in nur wenigen Minuten ein Meisterwerk vollbringen konnten, auf dem ein Bambus dargestellt ist.

Die Aufmerksamkeit, die dem Bambus auf diese Weise entgegengebracht wird, zeugt von der tiefen Bedeutung, die diese Pflanze in der Kultur der asiatischen Völker hat.